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Umgang mit der Vielfalt

Kinder

Das Verschwinden der Vielfalt

Ups! Da verschwindet anscheinend schon wieder etwas, wenn man der Aussage von Harald Welzer, in der Novemberausgabe der National Geographic (Heft Nov. 2017, S. 18 f) glauben will. „Wo sind wir eigentlich?“ fragt er dort, und in Gedanken füge ich an die Frage das pädagogische „hier“. War es zunächst die Kindheit die verschwunden ist, so Neil Postman, so ist es nun die Vielfalt in dieser Welt. Man kann bereits an Postmans Ausführungen manches kritisch sehen. Ist nicht die Erfahrung, dass etwas für immer und ewig weg ist, der Vergangenheit angehört, nicht eine Erkenntnis jedes, dem Tode nahen Menschen, der sich mit der Frage quält, was er aus seinem Leben gemacht habe? Die darauffolgende Frage heißt immer noch, was bleibt?

Auch wenn allein die Beantwortung dieser Fragen schon spannend ist, so ist auch hier der Punkt die Verantwortung eines Jeden für sein Leben und das Leben anderer. Ich mache mir fast keine Sorgen was das Kümmern um das eigene Leben betrifft, jedoch hinsichtlich der Verantwortung für das Leben des Anderen. Da mag es tröstlich sein, dass das Leben, nach Welzer, einfacher wird, weil die Vielfalt verschwindet. Doch für jede Entscheidung zahlt man einen Preis, auch wenn wir es im Falle der Vielfalt begrenzt wahrnehmen. Angesichts der Verfügbarkeit von allem und jedem unter dem Mantel des Wachstums und der globalen Welt, scheint alles legitimiert. Wie Vielfalt zur Gleichheit wird, lässt sich eindrucksvoll unter folgendem Link sehen: http://exactitudes.com/index.php?/series/all/154/5. Deutlich ist zu erkennen, das hier folgendes verschwindet:

„Die Differenzen, zum Beispiel durch unterschiedliche Traditionen und Werte, verschwinden, und an die Stelle tritt die normierte Einheitlichkeit. Und diese normierte Einheitlichkeit richtet sich an ausschließlich einem Wert aus: Konsum.“ (ebd. S. 19)

An dieser Stelle möchte ich die „Traditionalisten“, die immer wieder sagen, „Alles muss so bleiben wie es ist“, aber ebenso enttäuschen. Wir können die Veränderung nicht stoppen, aber sicherlich auf Abwege bringen, die dem Mainstream nicht folgen. Zwei wichtige Fragen wären dabei: „Was brauchst Du wirklich?“ und „Was hinterlassen wir unseren Kindern außer Reichtum?“ –

Und damit wären wir bei dem Punkt mit dem Reichtum. Wer kennt sie nicht, die alte Geschichte mit dem Nadelöhr. Doch widerspricht scheinbar die Realität dieser Geschichte, weil wir fast in Allem nur auf das schauen, was wir nicht haben. So zu denken, ist ein wichtiges Prinzip des Wachstums. Ein Streben nach dem was der Andere schon hat, um mit ihm gleich zu ziehen. Damit wird aus der Unterschiedlichkeit und Vielfalt, eine Einfalt des Habens und Seins. Keine Angst, ich möchte hier nicht Armut als Heilmittel gegen Wohlstandsverwahrlosung predigen. Ich möchte es mit Gregory Bateson mal so sagen: „Es ist der Unterschied, der den Unterschied macht“.  Vielleicht danach zu suchen, was der Mehrwert der Vielfalt ist. Und damit wären wir bei der Geschichte mit der Inklusion, aber dies ist ein Punkt, der uns von der Suche nach der Vielfalt abbringt, oder etwa nicht?

 

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